Wahrscheinlich seid ihr hier gelandet, weil ihr das unten eingefügte Video auf Tiktok gesehen habt und ihr fragt euch “wie geht das?”. Darauf möchte ich in diesem Text eingehen. Dabei werde ich in diesem Artikel erstmal eine allgemeine Erklärung geben, wie eine Slowmotion Videoproduktion gemischt mit Realtime Elementen (oder umgekehrt) überhaupt möglich ist. Danach werde ich von der technischen Vorgehensweise erzählen. Dazu kann ich hier aber vielleicht nicht zu sehr ins Detail eingehen, weil ein Grundwissen von Editing Software notwendig ist. Aber keine Sorge; für alle die es ganz genau wissen wollen, werde ich es dann noch als Schritt für Schritt Anleitung mit Softwareanleitung zu Verfügung stellen.
@ilkerkahlo kubrick 2001 by coincidence
Wie geht überhaupt Slowmotion Videoproduktion und Realtime zusammen?
Erstmal eine kurze Begriffserklärung; die meisten von euch wissen es vielleicht schon aber “Slowmotion” heißt Zeitlupe, also dass ein Video langsamer abläuft und Realtime heißt in Echtzeit, also dass ein Video in normaler Geschwindigkeit abläuft. Zu den verschiedenen Geschwindigkeiten von Slowmotion kommen wir später nochmal zurück.
Jetzt fragen sich die meisten “wie kann ein Video Slowmotion und Realtime gleichzeitig sein?”. Genau das ist die Trickserei in diesem Video, die so etwas magisch wirkt. Und zwar ist es technisch gesehen gar nicht so kompliziert, wie man denkt. Es werden entweder zwei seperate Videos aufgenommen oder ein Video in zwei Ebenen geteilt. Diese zwei Versionen werden dann so zusammengefügt, dass ein Teil in Zeitlupe läuft und der andere normal. Das wichtigste hierbei ist, dass die zwei Ebenen trotzdem noch logisch zusammenpassen. Das heisst in diesem Beispiel, dass wenn ein Stock hochgeworfen wird, dass er z.B. in der Luft nicht auf einmal eine andere Farbe oder Größe haben sollte, damit eine Kontinuität vorhanden bleibt.
Okay aber wie genau geht das?
Hier kommt eine detaillierte Erklärung. Eine Schritt für Schritt Erklärung von Slowmotion Videoproduktion mit Realtime Elementen anhand dieses Beispiel Videos:
1 – Es fängt mit einer reinen Slowmotion Videoproduktion an. Also ihr müsst eigentlich alles nur in Zeitlupe aufnehmen, weil ein in Zeitlupe aufgenommenes Video auch normal abgespielt werden kann. Umgekehrt funktioniert das nicht so gut. Slowmotion Videoproduktion heißt nämlich, dass in einer Sekunde mehr Bilder aufgenommen werden als gewöhnlich. Ein normales Video hat 24 oder 30 Bilder pro Sekunde. Ihr kennt das aus den Handyeinstellungen. Dort steht etwas wie 30 fps. Dieses fps bedeutet “Frames per second” also Bilder pro Sekunde. Wenn ihr da genauer hinschaut, steht bei den Einstellungen für Slowmotion Videoproduktion dann etwa 120 fps oder bei manchen Handys 240 fps. Je höher diese Zahl ist, desto langsamer kann das Video abgespielt werden, ohne an Qualität zu verlieren. Also nehmt das höchstmögliche.
2 – Beim Dreh müsst ihr euch genau ausmalen und durchdenken, wie ihr das später trennen könnt. Bei diesem Video z.B. war es wichtig, dass genug Himmel zu sehen ist, weil ich wollte, dass die Stöcke ab dem Verlassen meiner Hand ihre Geschwindigkeit ändern. Dazu mussten sie dann auch genug Zeit und Raum haben, um in der Luft weiter zu fliegen, während ich die weiteren Aktionen ausführe. Gleichzeitig musste ich auch sicher gehen, dass ich nicht mehr den Weg des Stockes kreuze. Warum das wichtig ist erfahrt ihr im nächsten Schritt.
3 – Okay, nach vielen Versuchen habt ihr die beste Version gedreht. Jetzt geht es an die Nachbearbeitung auf dem Computer. Dazu habe ich das Programm After Effects benutzt. Diese Software von Adobe ist kostenpflichtig, aber es gibt auch z.B. Davinci Resolve und andere Programme, die kostenlos sind. In der Software wird nämlich das Video in zwei Ebenen getrennt. Wir verdoppeln das Video, legen es in zwei Ebenen übereinander. Die eine Ebene stellen wir so ein, dass es in Zeitlupe läuft. Das ist die Ebene mit den Stöcken. Die untere Ebene wird als Echtzeit eingestellt. Hier kommt der komplizierteste und mühsamste Teil. Jeder Stock muss ab dem Moment, wo er die Hand verlässt mit einem Werkzeug in dem Programm umzeichnet und Bild für Bild verfolgt werden. Manchmal kann man Teile davon mit der Rotoscope Funktion automatisieren, aber meistens muss man doch per Hand Bild für Bild nachhelfen. Was wir hier machen ist nämlich, die Stöcke so ausschneiden, dass sie alleine in Zeitlupe weiterfliegen können, während der Rest des Videos im Hintergrund (also in der unteren Ebene) in Echtzeit weiterläuft.
4 – Nun müssen wir die Übergänge genau abstimmen. Da in dem Moment, in dem ein Stock meine Hand verlässt, quasi ein anderes Video weiterläuft, darf der Wechsel nicht zu auffällig sein. An vielen Stellen werden Reste und Artefakte entstehen, die bemerkbar machen, dass ein zweites Video im Hintergrund läuft. Diese müssen alle vorsichtig Bild für Bild “radiert” werden, damit die Täuschung nicht unterbrochen wird. Der Übergang der Geschwindigkeit ab dem Verlassen der Hand darf auch nicht zu auffällig und ruckartig sein. Dafür kann man einen gleitenden Übergang für die Geschwindigkeit einstellen.
Fazit und mehr Infos
Wie gesagt war das ein Versuch die Logik und Vorgehensweise etwas verständlich machen. Für Menschen, die noch nie etwas mit Videosoftware oder Slowmotion Videoproduktion zu tun gehabt haben, mag das immer noch verwirrend klingen. Für die anderen unter euch, die sich schon ein bisschen auskennen, ist es wiederum zu knapp erklärt. Falls es viele gibt die sich melden und es genauer wissen wollen, werde ich in den nächsten Tagen eine detaillierte Schritt für Schritt Anleitung erstellen. Wenn ihr diese bekommen möchtet, tragt euch unten mit eurer Email-Adresse für den Newsletter ein. Und wenn ihr wissen wollt, was ich sonst so mache außer Tiktok-Tutorials:) schaut auf die Take9 Videoproduktion Startseite. Viel Spaß beim Experimentieren mit Slowmotion Videoproduktion !